Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon

IFA-ATELIER

Schloß Schönholz bei Berlin-Pankow

Gegründet: ca. 1922
Kunstlicht-Atelier: ca. 800 qm, ca. 40 m Baulänge, 15 m Höhe.
Außengelände: 105 Morgen.


Für die von ihm im November 1921 mitbegründete Internationale Film A.G. »Ifa« baut der Filmregisseur und Produzent Robert Meinert das Schloß Schönholz bei Pankow zu einem Atelier um.

»Die herrlichen Park- und Waldpartien seiner Umgebung gaben ein nahezu klassisches Gelände für Bauten im Freien und Naturaufnahmen. Auch die Ifa sorgte dafür, daß ihre Aufnahmebetriebe in Schönholz, die geräumigen Werkstätten und einen beträchtlichen Fundus umfassen, stets mit der fortschreitenden Filmtechnik Schritt hielten.« (Jahrbuch der Filmindustrie 1928).

Im Sommer 1928 entsteht hier unter der Regie von Max Mack (1884-1973), der schon 1913 mit
DER ANDERE einen entscheidenden Film der deutschen Kinematografie gedreht hat, nach dem System Tri-Ergon der erste Sprech-Spielfilm: EIN TAG FILM, der am 11.9.1928 mit einer Länge von 552 m (20 min) die Zensur passiert.

»Man findet eine feierliche Andächtigkeit; man probt täglich stundenlang um eine einzige Szene fertigzukriegen, - wie auf der Sprechbühne wird der Akzent einer jeden Silbe erwogen. Und die Darsteller (es sind Georgia Lind und Trude Lehmann aufgeboten) müssen sogar die Höhe ihrer Stimme, die Tonlage ihrer Sprache im Ohre behalten, wenn der Aufnahmeapparat zur Naheinstellung ein wenig verschoben und neueingestellt wird. Denn sonst kann es ja vorkommen, daß Trude Lehmann in der Totaleinstellung im Baß, in der Naheinstellung aber im Diskant spricht. Die Schwierigkeiten sind gar nicht zu übersehen, und Max Mack muß eine ungeheuerliche Portion von Geduld und Nervenkraft, aber auch viel Glauben an das Gelingen des Sprechfilmes aufbringen. In der kleinen Dekoration, die eine Filmgarderobe vorstellt, sind drei Mikrophone verteilt, damit nachher im fertigen Film die Lautstärke von Vordergrund und Hintergrund einigermaßen gleich stark herauskommt; außerdem sitzt Ingenieur Massolle, der Miterfinder des Tri-Ergon-Systems, am Schallverstärker, hat einen Kopfhörer über die Ohren geschnallt und hört die Proben mit, um feststellen zu können, wer von den Darstellern noch lauter, wer noch leiser sprechen muß. Zum Überfluß hat er in der rechten Hand einen Kondensatorkopf, um während der Aufnahme die einzelnen Partien der verschiedenen Sprechstimmen lauter oder leiser zu regulieren. Es ist eine Heidenarbeit, die hier geleistet wird: - keine künstlerische Filmarbeit (beileibe nicht!) sondern eine ungemein fesselnde technische Arbeit.« (Focus: Johannisthal, Neubabelsberg und Schönholz. In: Die Filmwoche, Nr. 35, 29.8.1928).

Vermutlich wird das Atelier nach Eröffnung des Konkursverfahrens der Ifa im November 1928 nicht weiter benutzt.

Nächster Artikel - Zurück zum Inhalt