FILMtext. Drehbücher klassischer deutscher Filme

Das Cabinet des Dr. Caligari

Drehbuch von Carl Mayer und Hans Janowitz zu Robert Wienes Film von 1919/20

Mit einem einführenden Essay von Siegbert S. Prawer und Materialien zum Film von Uli Jung und Walter Schatzberg

158 Seiten, 34 Abbildungen
DM 32,50 / öS 237,- / sfr 30,-
München: edition text + kritik 1995
ISBN 3-88377-484-7

Kino-Anzeige (1920) zu "Das Cabinet des Dr. Caligari"


Im Winter 1919/20 entsteht in einem kleinen Glashaus in Berlin-Weißensee ein Film, der manchen als das zentrale Werk des deutschen Stummfilms gilt: DAS CABINET DES DR. CALIGARI.

»Eine Spur von Dichtung ist in diesem Film. Dieser Dr. Caligari erfüllt Träume E. T. A. Hoffmanns; er ist der Geheimnisvolle ohne Heimat und Ziel, der immer da ist und dem Menschen die Elixiere des Teufels kredenzt. Ein Dämon ohne Gewolltheit, in jeder Gebärde etwas ungreifbar Schillerndes, in jeder Verbeugung noch ein Schielen nach dem Gift, das in der Rocktasche oberflächlich schlummert. (...) Ein Fiebertraum wird bewußt in eine künstlerische Sphäre eingeordnet, die auf ganz neue, unverbrauchte Mittel angewiesen ist, wie ein Fiebertraum wirkte dieser Film, der in wilder Zeit eine Uraufführung erlebte.« (Rudolf Kurtz, 1926).

Aus künstlerischem Wagnis, Sparsamkeit des Produzenten und zahlreichen Mißverständnissen zwischen Geldgebern, Wort- und Bildkünstlern und nicht zuletzt aufgrund einer genialen Werbekampagne entstand ein Welterfolg, aber auch ein heute kaum noch auflösbarer Knoten von Fakten und Legenden.

Eines jedoch ist sicher: Das Drehbuch ist das Gemeinschaftswerk der jungen Literaten Carl Mayer und Hans Janowitz. Mit dieser Veröffentlichung ihres Textes werden zumindest einige Legenden zerstört; von manchen Theorien, die sich vor allem auf die angeblich die politische Tendenz des Films entschärfende Rahmenhandlung beziehen, wird man sich verabschieden müssen.

Dieser Band wird eingeleitet durch einen Essay von Siegbert S. Prawer (Oxford), der sich in seinem Buch »Caligari's Children. The Film as a Tale of Terror« (Oxford, London 1980) mit den literarischen Traditionen auseinandersetzte, die der Film aufgenommen hat, und mit den kinematografischen, die er selbst schuf.

Die Entstehungsgeschichte des Films stellen Uli Jung (Trier) und Walter Schatzberg (Worcester, Mass.) dar, die sich seit Jahren intensiv mit Leben und Werk von Robert Wiene beschäftigen und eine Monografie veröffentlicht haben: Robert Wiene: der Caligari-Regisseur (Berlin 1995).


Andere Bände der Reihe