FILMtext. Drehbücher klassischer deutscher Filme


Emil und die Detektive

Drehbuch von Billie Wilder frei nach dem Roman von Erich Kästner zu Gerhard Lamprechts Film von 1931

Mit einem einführenden Essay von Helga Schütz und Materialien zum Film von Gabriele Jatho.

München: edition text + kritik 1999
199 Seiten, 16 Abb., DM 38,-- / öS 277,-- / sfr 35,--. ISBN 3-88377-582-7.

EMIL UND DIE DETEKTIVE (D, 1931)


Erich Kästners "Emil und die Detektive": Wer kennt nicht diesen "Roman für Kinder", 1918 erschienen, ab 1930 in Bühnenfassung an zahlreichen Theatern gespielt, fünfmal - unter anderem in Japan - fürs Kino verfilmt (eine Neuverfilmung ist in Vorbereitung), als Fernsehspiel adaptiert und heute in der 141. Auflage im Buchhandel? Es ist an der Zeit, auch das Drehbuch der ersten "Emil"-Verfilmung von Gerhard Lamprecht zu veröffentlichen.

Billie (später Billy) Wilder stand am Anfang seiner Karriere: Seine Mitarbeit bei "Menschen am Sonntag" (1929) hatte ihm den Start als professioneller Drehbuchautor ermöglicht, und dies war der vierte Film, den er für die Ufa schrieb. Es gab Mitarbeiter, die aber in der endgültigen Fassung des Drehbuchs nicht genannt werden: Emmerich Preßburger in den Anfangsstadien, Gerhard Lamprecht für die Regiefassung - und auch Erich Kästner: "Bis früh ½ 5 h hab ich das Emil-Filmmanuskript gelesen (...). Das Manuskript ist ekelhaft. Emil klaut in Neustadt einen Blumentopf für die Großmutter. In Berlin, auf der Straßenbahn, klaut er einem Herrn den Fahrschein aus dem Hut und läßt für sich knipsen. Der Herr wird von der Bahn gewiesen. Ein Goldjunge, dieser Emil. (...) Die ganze Atmosphäre des Buchs ist beim Teufel. Und ich werde Anfang der Woche saugrob werden, wenn ich mit Stapenhorst rede.

Heute hoff ich mit Pressburger zu sprechen..." (Erich Kästner am 16.5.1931). Wenige Tage später: "Früh um 10 h morgen kommen die Ufa-Leute in meine Wohnung, schmeißen mich aus dem Bett und beraten weiter. Heute wieder seit 11 Uhr früh in der Ufa getextet. Eben nach Haus. Es ist nach 5 Uhr, Kopfschmerzen hab ich (...). Der Film wird nun ziemlich so wie das Buch. Aber Nerven hat das gekostet und Zeit. Und nun muß ich mir jeden Tag anschauen, was Wilder, so heißt er, aus dem 3. Manuskript macht." (Erich Kästner am 23.5.1931). - Sie werden es lesen!

Der Film wurde von der Kritik als "echter Jugendfilm" begrüßt, der in seiner Lebendigkeit und Frische aber auch "ein ganzes Parkett zerknautschter Zeitgenossen mählich und mählich" verwandelt. Sein außerordentlicher Erfolg machte es möglich, daß er noch Weihnachten 1937, als Kästner längst Schreibverbot hatte und Wilder im amerikanischen Film Fuß zu fassen begann, in einem Berliner Kino lief.

In einem Essay wird über die Entstehung des Drehbuchs und über seine Wandlung berichtet, Materialien zum Film erhellen seine Produktionsgeschichte und die Rezeption, Fotos und zeitgenössische Dokumente runden die Edition ab.


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